Wölfe und Nutztiere
Leider kann es immer wieder vorkommen, dass Nutztiere, insbesondere Schafe, von Wölfen gerissen werden. Wölfe versuchen stets die Nahrung zu bekommen, die für sie am leichtesten erreichbar ist. Haben sie zum Beispiel ungeschützte Schafe gefunden, die leichter zu erbeuten sind als Rehe, nutzen sie gerne die Gelegenheit. Im Frühjahr 2002 vergriffen sich die sächsischen Wölfe erstmals an Schafen. Vier Jungwölfe hatten in der Nähe von Mühelose innerhalb weniger Tage insgesamt 33 Schafe gerissen. Der finanzielle Schaden wurde durch das sächsische Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft ausgeglichen. Als Sofortmaßnahme organisierte das Wildbiologische Büro LUPUS eine Überwachungsaktion, bei der freiwillige Helfer Nacht für Nacht die betroffene Herde beobachteten. Als dauerhafte Lösung wurden die Elektroweidezäune und ihre Schutzwirkung durch weiße „Flatterbänder“ erhöht. Es dauerte nicht lange, dann hatten die Jungwölfe begriffen, dass die Schafe eine unerreichbar gewordene Beute geworden waren.
Inzwischen sind im sächsischen und im brandenburgischen Wolfsgebiet Sicherheitsmaßnahmen etabliert, so dass Nachtwachen zur absoluten Ausnahme gehören. Die Tierhalter werden von den zuständigen Behörden über alle Schutzmöglichkeiten informiert, und besondere Anschaffungen werden zur Verfügung gestellt bzw. gefördert.
Zunächst ist der wichtigste Grundschutz zu beachten:
Nutztiere müssen vollständig eingezäunt sein.
Schafe überspringen beispielsweise keine Wassergräben, daher wurden diese früher nicht abgesperrt. Wölfe hingegen überwinden Gräben ohne Probleme. Weiterhin sind prinzipiell stromführende „Euronetze“ aufzustellen. Diese reichen bis auf den Boden, denn Wölfe tendieren dazu ein Hindernis zunächst zu untergraben. Schafe, die ohne weiteren Schutz an einem Pflock angekettet sind, werden den Wölfen nicht lange verborgen bleiben – mit fatalen Folgen.
Dieser kurze Anriss der Maßnahmen zeigt, wie komplex der Herdenschutz ist. Sollten Wölfe trotz korrekter Schutzmaßnahmen oder außerhalb des Wolfsgebietes Schaden an Nutztieren angerichtet haben, werden diese von staatlicher Seite ersetzt. Da es immer wieder vorkommt, dass wildernde Haushunde die Täter sind, müssen so genannte Rissgutachter den Vorfall untersuchen.
Die „Förderrichtlinie Wolf“
Halterinnen und Halter von Schafen und Ziegen sowie Betreiberinnen und Betreiber von Wildgehegen in NRW können neben der Gewährung einer Entschädigung zum Beispiel für Tierrisse durch Wölfe auch Fördermittel für den Erwerb von Elektrozäunen und Zubehör für den Schutz ihrer Herden vor Übergriffen durch Wölfe beantragen.
Herdenschutzsets für nordrhein-westfälische Schaf- und Ziegenhalter
Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW stellt Herdenschutzsets zur Verfügung. Die Herdenschutzsets mit Elektrozaun, Weidezaungerät und Fotofalle zum Schutz vor Wolfsangriffen auf Schafe und andere Nutztiere können bei Bedarf kurzfristig, unentgeltlich und schnell ausgeliehen werden. Sie sind mit Beratung durch den NRW-Schafzuchtverband angeschafft worden und stehen allen Nutztierhaltern (auch Hobbyhaltung) zur Verfügung. Ein Transport ist in einem großräumigen PKW bzw. mit einem Anhänger möglich. Das Herdenschutzset für Ostwestfalen-Lippe wurde im November 2015 durch 1.000 Meter Lappenzaun ergänzt.
Ansprechpartner für die Herdenschutzsets im Sauerland:
Werner Schubert, Biologische Station Hochsauerlandkreis, Telefon: 02977 1524 oder 0170 3462982
Ansprechpartner für das Herdenschutzset in Ostwestfalen-Lippe:
Norbert Schmelz, Regionalforstamt OWL im Forstbetriebsbezirk Stemwede, Telefon: 05745 1880 oder 0171 5873567
Ansprechpartner für das Herdenschutzset im Oberbergischen Kreis:
Michael Schmitz, NABU-Oberberg, Geschäftsstelle Wiehl, Telefon: 02262 712728 oder 0163 3685123