Die Nahrung des Wolfes
Bei der Nahrung sind Wölfe flexibel. Wilde Huftiere wie Reh- und Schwarzwild machen den Großteil ihrer Beute aus. Je nach Region variiert dieser Anteil jedoch: In manchen Rudeln gehören beispielsweise Biber ins Beutespektrum. In Deutschland mangelt es aufgrund der hohen Wilddichten nicht an ausreichend Nahrung für Wölfe.
Wölfe haben den Ruf, ausgezeichnete Jäger zu sein, egal ob im Rudel oder als erwachsenes Einzeltier. Ist ein Beutetier geortet, schleichen sich Wölfe an, um so nahe wie möglich heranzukommen. Der eigentliche Angriff wird bevorzugt über kurze Distanzen von wenigen hundert Metern geführt. Dennoch ist nur etwa jeder zehnte Angriff auch von Erfolg gekrönt. Meistens entwischen die Beutetiere, die selbst ausgeprägte „Feindvermeidungsstrategien“ entwickelt haben.
Woher weiß man, was Wölfe fressen? Wissenschaftler sammeln und analysieren den Kot der Tiere. Wolfskot enthält unverdauliche Teile der Beute wie Haare, Klauen oder Knochenstücke. Experten können diese den entsprechenden Beutetieren zuordnen.
Wildtiere als bevorzugte Beute

Untersucht wurden 8.781 Kotproben.
Quelle: Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz – Grafik: Nicole Stock
Foto: Jürgen Borris
WOLFS-FAQ
Wie viel frisst ein Wolf?
Es gibt in der wissenschaftlichen Literatur verschiedene, zum Teil stark unterschiedliche Zahlen dazu, wie viel Beute ein Wolf benötigt. Demnach liegt der durchschnittliche Bedarf zwischen zwei und fünf Kilogramm reinem Fleisch pro Tier und Tag. Es ist für Wölfe jedoch völlig normal, mehrere Tage lang keine Nahrung aufzunehmen. Die Berechnung der Nahrungsmenge ist auch deshalb so schwer, weil Beutetiere nicht nur aus Fleisch sondern auch aus Fell und Knochen bestehen, die in unterschiedlicher Weise verwertet werden.
Gibt es für Wölfe in Deutschland ausreichend natürliche Beute?
Ja. Deutschland hat einen sehr hohen Bestand an Rehen, Rothirschen und Wildschweinen, was die beständig hohen Abschusszahlen der Jäger*innen belegen.
Sind einheimische Beutetiere im Wolfsgebiet von der Ausrottung bedroht?
Nein. Wölfe erbeuten nur einen Teil des Wildes, wie es für andere Räuber-Beute-Beziehungen in der Natur generell gilt. Die Befürchtung, Wölfe im Revier würden den ganzen Wald leer fressen, ist daher unbegründet – das zeigen die Beobachtungen in der Lausitz, wo das Wechselspiel zwischen Beute (Wild) und Räuber (Wolf) seit nunmehr über 20 Jahren funktioniert. Das Wild stellt sich nach und nach in seinem Verhalten wieder auf den Wolf ein und wendet dabei seine im Laufe der Evolution entwickelten Feindvermeidungsstrategien an. Zum Beispiel ändert es häufiger seine Einstände (Aufenthaltsorte) und nutzt andere Wechsel (Wege).
Fressen Wölfe auch Nutztiere?
Wölfe bevorzugen Huftiere als Nahrungsgrundlage. Neben Wildtierarten wie Rehen, Rothirschen und Wildschweinen zählen zu den Huftieren auch Nutztiere wie Schafe und Ziegen. 2021 wurden in Deutschland 3.374 Weidetiere getötet oder verletzt, bei denen Wölfe als Verursacher nachgewiesen oder nicht ausgeschlossen werden konnten. Zu 85 Prozent waren Schafe und Ziegen betroffen. Gerade für kleine Weidetiere müssen in Wolfsregionen flächendeckend Schutzmaßnahmen ergriffen werden, denn sie sind für Wölfe im Vergleich zu Wild einfache Beute. Bei der Mehrzahl der Angriffe war kein oder mangelhafter Herdenschutz vorhanden. Neben Ziegen und Schafen sind seltener auch Rinder, Pferde oder Gehegewild betroffen.
„Die Rückkehr der Wölfe schließt eine Lücke in unserer Tierwelt, denn große Beutegreifer spielen eine Schlüsselrolle in unserem Ökosystem: Sie sind wichtige Gegenspieler der großen Pflanzenfresser.“

Wolfgang Kwasnitza
Sprecher Landesfachausschuss Wolf