Der Wolf ist zurück in Deutschland und stellt die extensive Weidetierhaltung als besonders naturverträgliche Form der Landnutzung vor große Herausforderungen. Die Weidetierhaltung benötigt dringend zukunftsfähige Perspektiven, auch unabhängig von der Wolfsdebatte. Zusätzliche Belastungen durch die Rückkehr des Wolfes müssen vermieden oder aufgefangen werden. Das heute in Berlin vorgestellte gemeinsame Papier vom Bundesverband Berufsschäfer, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Deutscher Grünlandverband, Deutscher Tierschutzbund, International Fund for Animal Welfare, Naturschutzbund Deutschland, Ökologischer Jagdverband und WWF Deutschland setzt dazu Eckpunkte über das Zusammenleben von Weidetierhaltung und Wolf.
Mit Blick auf die aktuelle nordrhein-westfälische Ausrichtung im Umgang mit dem Rückkehrer Wolf und die existierenden Regelungen zur Prävention und Kompensation von Wolfsrissen nehmen der Bundesverband Berufsschäfer, die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe und der NABU NRW die Veröffentlichung der Eckpunkte „Weidetierhaltung und Wolf in Deutschland“ zum Anlass diese für NRW zu spezifizieren:
Nordrhein-Westfalen gilt als Wolfserwartungsland. Mit in diesem Jahr sieben Nachweisen wandernder Wölfe gibt es hier jedoch noch kein eigenes Rudel. Selbst die Anwesenheit durchziehender Jungwölfe stellt extensive Weidetierhalter – insbesondere Schäfer – aber schon vor große Herausforderungen: Sollen Weidetiere dauerhaft vor Wolfsübergriffen geschützt werden, müssten entsprechende Herdenschutzmaßnahmen bereits jetzt getroffen werden.
„Deshalb müsse es möglich sein, den Managementplan sowie die Förderrichtlinie zum Wolf in NRW dahingehend zu überarbeiten, dass Präventionsmaßnahmen auch vor der dauerhaften Rückkehr der Wölfe – also der Bildung von Rudeln – gefördert werden“, erklärte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. „Einen Herdenschutzhund in eine Herde zu integrieren, ihn auszubilden, ihn prüfen zu lassen und nicht zuletzt auch den Schäfer für diese Hunde zu schulen, dauert in der Regel zwei Jahre. Mit der geförderten Prävention erst nach Bekanntwerden eines territorialen Wolfes oder Rudels zu beginnen, ergibt eine enorme Zeitverzögerung, die zu vermehrten Rissen, einem Lerneffekt der Wölfe und nicht zuletzt zu Unmut der betroffenen Weidetierhaltern führen kann“, so Thomas Golz, stellv. Sprecher des Bundesverbands Berufsschäfer in NRW.
Eine Art „Frühwarnsystem “ durch das Land sei hier zusätzlich sinnvoll. Auch ein streunender Hund kann zu erheblichen Schäden innerhalb einer Schafherde führen. Ein entsprechender Hinweis, dass es in einem bestimmten Gebiet zu Rissen „durch Unbekannt“ gab, würde den Nutztierhaltern auch jetzt schon helfen, ihre Tiere gezielter zu schützen.
Darüber hinaus vereinbarten die Verbände in NRW zukünftig regelmäßige Treffen, denn Kommunikation und der Austausch von Wissen sei eine wichtige Grundlage für das Erreichen gemeinsamer Ziele. Oberste Priorität hätte dabei die grundsätzliche Verbesserung der Situation der extensiven Weidetierhalter. Der Schafzuchtverband NRW kündigte an, an den Gesprächen zukünftig teilzunehmen, „um trotz bestehender Meinungsunterschiede auf der Basis vorhandener Schnittmengen gemeinschaftlich mit vielen Beteiligten Lösungsansätze für die Schafhaltung zu finden“.
Für Rückfragen:
Josef Tumbrinck, Vorsitzender NABU NRW, mobil: 0171 3867379
Thomas Pusch, Sprecher Landesfachausschuss Wolf im NABU NRW, mobil: 0170 21 58 624
Thomas Golz, stellv. Sprecher des Bundesverbands Berufsschäfer in NRW, mobil: 0179 6347330
Dietlinde Klein, Gesellschaft zum Schutz des Wolfes, dietlinde.klein@gzsdw.de
Hier finden Sie das Eckpunktepapier: → www.NABU.de/imperia/md/content/nabude/wolf/170831-nabu_eckpunktepapier-weidetierhaltung-und-wolf.pdf
NABU-Pressedienst NRW, 31.08.2017