Wölfe und Weidetiere: Schutz durch elektrische Zäune
War es für die Weidetierhaltung bisher wichtig, den Ausbruch der Tiere zu verhindern, geht es mit der Anwesenheit von Wölfen nun auch um die Aufgabe, Einbrüchen in die Weide vorzubeugen. Um Wölfe von Weidetieren abzuhalten, eignen sich vor allem Elektrozäune. Sie sind ein schmerzhaftes Hindernis für Wölfe, das sie abhält Weidetiere als leichte Beute zu verstehen. Herdenschutzzäune funktionieren in erster Linie nicht aufgrund ihrer Höhe – körperlich stellen sie kein unüberwindbares Hindernis dar. Ihre Wirkung beruht auf dem psychologischen Lerneffekt. Ein Stromschlag ist mit Schmerzen verbunden, was für Wölfe Verletzungsgefahr bedeutet. Verletzungen mindern wiederrum die Überlebenschancen, weshalb Wölfe sie möglichst vermeiden.
Foto: Jan Preller
Die Landwirtschaftskammer NRW bietet eine ausführliche Beratung zu den möglichen Herdenschutzmaßnahmen für alle Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter an:
Präventiver Herdenschutz in
Nordrhein-Westfalen:
Herdenschutzhunde – ausgebildete Spezialisten
Herdenschutzhunde sind ausgebildete Hunde, die den Wolf als Bedrohung für die Schafherde ansehen und sich ihnen in den Weg stellen.
Der Job von Herdenschutzhunden besteht darin, die Weidetiere rund um die Uhr vor Übergriffen zu schützen. Sie müssen einige Anforderungen erfüllen: robust und groß sein, eigenständig arbeiten können, wesensfest, umgänglich und ortstreu sein. Seit Jahrhunderten werden Hunde auf diese Eigenschaften hin gezüchtet. Konsequenter Herdenschutz hält auch wildernde Hunde fern. Diese reißen ebenfalls immer wieder Schafe. Zudem halten Schutzhunde menschliche Viehdiebe ab.
Foto: Nicole Stock
Wölfe schützen heißt: Herden schützen
Letztlich verhindert präventiver Herdenschutz, dass Wölfe überhaupt erst „auf den Geschmack“ von Weidetieren kommen. Deshalb ist es wichtig, eine Routine im Herdenschutz zu erlangen, bevor Wölfe feste Territorien in der Region besetzen.
Das Land Nordrhein-Westfalen fördert diese Schutzmaßnahmen.
WOLFS-FAQ
Wie verhindert man, dass Wölfe an Nutztiere gelangen?
Der sogenannte „Mindestschutz“ wird in den Managementplänen der einzelnen Bundesländer – abgesehen von kleinen Abweichungen – als ein mindestens 90 Zentimeter hoher Elektrozaun aus Litzen oder einem sogenannten Euronetz definiert, an dem mindestens 2.000 Volt Spannung anliegen. Basierend auf internationalen Erfahrungen empfiehlt sich jedoch eine Höhe von mindestens 120 Zentimetern und 4.000 Volt Spannung (sogenannter „empfohlener Schutz“).
Damit ein Zaun nicht untergraben wird, darf der unterste stromführende Draht nicht mehr als 20 Zentimeter über dem Boden verlaufen. Außerdem muss ein Zaun täglich kontrolliert werden, um zum Beispiel sicherzustellen, dass die hohe Spannung an allen Zaunabschnitten gewährleistet ist.
Immer häufiger werden auch Herdenschutzhunde eingesetzt, die Nutztiere schützen sollen.
Was sind Herdenschutzhunde?
Herdenschutzhunde sind ausgebildete Hunde, die den Wolf (oder auch wildernde Hunde, Füchse, Rabenvögel und Diebe) als Bedrohung für die Schafherde ansehen und sich ihnen in den Weg stellen. Als Welpen werden sie in die Schafherde integriert. Herdenschutzhunde sehen die Schaf- oder Ziegenherde daher als ihr Rudel an, das sie bereit sind, zu verteidigen. In den allermeisten Fällen werden Wölfe allein durch die Präsenz und das laute Bellen der Herdenschutzhunde davon abgehalten, Schafe anzugreifen: Wölfe müssen stets Aufwand beziehungsweise Verletzungsrisiko und Erfolg gegeneinander abwägen. Ein großer Hund ist eine Gefahr, der ein Wolf in der Regel aus dem Weg geht und dann nach leichterer Beute sucht.
Werden Landwirt*innen bei dem Schutz ihrer Herden unterstützt?
Ja, aber in vielen Fällen könnte die Unterstützung verbessert werden. In fast allen Bundesländern mit dauerhaftem Wolfsvorkommen gibt es über die Umwelt- bzw. Landwirtschaftsministerien Regelungen, wie Nutztierhalter*innen beim Schutz ihrer Herden finanziell unterstützt werden. Herdenschutzzäune und in manchen Bundesländern auch Herdenschutzhunde werden teilfinanziert. Außerdem gibt es Personen, die Nutztierhalterinnen auf Wunsch persönlich vor Ort beraten.
Könnte eine Bejagung der Wölfe helfen, Schäden an Nutztieren zu verhindern?
Nein. Die pauschale Bejagung ist ein völlig ungeeignetes Mittel zum Schutz von Nutztieren. Nach dem Abschuss einzelner Tiere würden zuwandernde Wölfe die entstandene Lücke höchst wahrscheinlich schließen und Nutztiere, die nicht ausreichend geschützt sind, als leichte Beute nutzen. Würde beispielsweise über eine jährliche Quote 20 Prozent der Wölfe getötet, könnten die verbliebenen Wölfe dennoch noch eine Gefahr für ungeschützte Weidetiere darstellen. Wölfe lernen durch Bejagung nicht, Abstand zu Weidetieren zu halten, da sie nicht durch diese den Schaden erleiden. Daher sind Herdenschutzmaßnahmen in Wolfsgebieten unabdinglich und können durch eine Bejagung keinesfalls ersetzt werden.
„Ungeschützte Nutztiere sind für den Wolf leichte Beute. Mit Herdenschutzmaßnahmen lassen sich viele Nutztiere erfolgreich schützen.“

Isolde Füllbeck
Stellvertretende Sprecherin Landesfachausschuss Wolf