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Politik, Medien, Jagd und Naturschutz, Nutztierhalter sowie alle Bürgerinnen und Bürger stellen sich beim Auftreten von Wölfen Fragen, denen auf der Fachtagung am 21. September in Recklinghausen nachgegangen wurde. Circa 180 Besucher waren zu der Veranstaltung gekommen, um sich über die Rückkehr der Wölfe nach NRW zu informieren. Ausrichter der Veranstaltung waren die NUA NRW, das LANUV NRW und der Landesbetrieb Wald und Holz NRW.

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Umweltminister Johannes Remmel eröffnete die Tagung mit einem Vortrag, bei dem er auf die aktuelle Situation des Natur- und Artenschutzes und das NRW-Naturschutzgesetz einging.

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Gesa Kluth, LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland, berichtete von der Rückkehr des Wolfes nach Deutschland. Wie viele Rudel in Deutschland Ende April (Ende des Monitoringjahres 2015/16) vom Monitoring festgestellt worden sind, wurde am 23.09. mitgeteilt: Es gibt Nachweise für 46 Rudel, 15 Paare und 4 sesshafte Einzeltiere. Das entspricht 120 bis 130 erwachsenen Wölfen. Jungtiere spielen in den Daten eine untergeordnete Rolle, da sie oft nicht überleben. Trotz der positiven Entwicklung der streng geschützten Tiere sprechen Experten noch von einer „ungünstigen Erhaltungssituation“.

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Totfunde seit 2000: 140 Wölfe (Stand 5.7.2016)

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Jana Sprenger (rechts), Wolfsbüro Niedersachsen, ging auf die Bestandsentwicklung des Wolfes in Niedersachsen ein.

Zu den Wölfen auf dem Truppenübungsplatz Munster:
Der Wurf aus 2014, aus dem auch der getötete Wolf MT6 stammte, war bereits im Alter von unter einem Jahr an Menschen gewöhnt worden. Ende April wurde MT6 auf Behördenanordnung erschossen. Der nachfolgende Wurf des Munsteraner Rudels zeigt keine Auffälligkeiten. Der Landesregierung Niedersachsen liegen Erkenntnisse über wenig scheues Verhalten der Welpen des Munster-Rudels nur aus dem Wurf von 2014 vor.

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Erste Zwischenfragen zu den Vorträgen

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Wie kann Nutztierhaltung in Wolfsgebieten funktionieren? Lassen sich Herden von Nutztieren wirksam schützen?
Knut Kucznik, Vorsitzender des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg und Vorsitzender der AG Herdenschutzhunde

(links: Knut Kucznik, rechts: Michael Blaschke, Moderator der Veranstaltung)

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Kernaussagen: Herdenschutzhunde gehen überall! Punkt. Herdenschutz kostet etwa 60,- bis 100,- € pro Hektar. Ein Herdenschutzhund kostet etwa 1.000,- € Unterhalt pro Jahr. Hobbyhalter ohne Herdenschutz sollten nachts einstallen. Eine Gefahr durch den Wolf für Herdenschutzhunde ist sehr gering, der Wolf weicht eher aus.

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Fazit: Herdenschutz ist aktiver Naturschutz und die Gesellschaft muss ihn bezahlen.

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Genetisches Monitoring, Herkunft und Verwandtschaft deutscher Wölfe
Anne Jarausch, Forschungsinstitut Senckenberg

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Hund, Wolf, Goldschakal oder Fuchs? Wer war es? Untersuchungen von DNA-Proben schaffen Wissen und leisten Aufklärung.

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Einzelne Individuen, ihr Geschlecht, ihre Herkunft und ihre Populationszugehörigkeit können bestimmt werden.

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Opfer des Straßenverkehrs werden identifiziert und ihre Herkunft bzw. ihre Wanderungen werden dokumentiert.

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40 Wolfsrüden in Dänemark? Oder waren es Füchse?
Siehe auch: → http://www.woelfeindeutschland.de/daenemark-ein-heer-von-phantomwoelfen/

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Genetische Nachweise des Jungwolfes aus Cuxhaven, der im Frühjahr 2016 NRW durchwandert hat.
Alle Infos hier: → https://www.nrw-wolf.de/goodbye-nrw-jungwolf-wandert-zurueck-nach-niedersachsen/

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Länderübergreifende Zusammenarbeit und der Austausch von wissenschaftliche Daten – so kann die Herkunft einzelner Tiere z. B. aus Polen oder der Schweiz nachgewiesen werden.

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Zum Umgang mit auffälligen Wölfen
Frank Faß, Wolfcenter Dörverden

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Was ist ein auffälliger Wolf? Was ist überhaupt auffällig?
Ein Wolf wird als auffällig deklariert, wenn er aus der Sicht des Menschen eine unerwünschte Verhaltensweise immer wieder zeigt. Wir sollten uns immer wieder vor Augen führen, dass es sich bei auffälligen Wölfen um Einzelfälle handelt und nicht um ein Mas­sen­phä­no­men. Letztendlich ist jeder Wolf individuell zu beurteilen.
Der im Oktober 2015 veröffentlichte „Bericht des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) zur Lebensweise, zum Status und zum Management des Wolfes (Canis lupus) in Deutschland“ weist drei Tabellen aus, die Handlungsempfehlungen benennen in Bezug auf unterschiedliche Situationen im Umgang mit auffälligen Wölfen. Die Tabellen zur Einschätzung verschiedener Wolfsverhaltensweisen und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen finden Sie u. a. hier:
http://www.wolfcenter.de/Vision-Standpunkte-Umgang-auffaellige-Woelfe.html

Wichtige Maßnahme: Die Entfernung von Auslösern, die das unerwünschte Wolfsverhalten provozieren.
Beispiele:

  • Sucht ein Wolf immer wieder die Nähe des Menschen auf, weil er dort mit Leichtigkeit an Futter kommt in Form von exponiert offen stehenden und gefüllten Mülltonnen, so gilt es die Mülltonne zu dauerhaft zu verschließen bzw. die Mülltonnen an sich für den Wolf in unerreichbarer Form unterzubringen. Diese Maßnahme kann die Ursache „Wolf sucht des Menschen Nähe auf“ bereits beheben.
  • Sucht ein Wolf immer wieder die Nähe zu einem bestimmten Hund (und indirekt des Menschen) auf, der selbst viel draußen auf dem Hof lebt, so ist dieser mindestens für einen Übergangszeitraum (z. B. Paarungszeit der Wölfe) in der Wohnbehausung des Menschen, im Stall, im Zwinger, etc. unterzubringen und für den Wolf unerreichbar werden zu lassen. Diese Maßnahme kann die Ursache „Wolf sucht des Hundes Nähe auf“ bereits beheben.
  • Tötet ein Wolf immer wieder ungeschützte Schafe, stellt die leichte Erreichbarkeit der Beute den Auslöser dar. Es gilt die Schafe entsprechend sicher zu schützen mittels geeigneter Zäune, Ställe und/oder Herdenschutztiere.

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Wölfe niemals füttern!

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Sind wir bereit für den Wolf? Umgang der Öffentlichkeit mit dem Rückkehrer.
Wie kann Kommunikation funktionieren? Erfahrungen der NABU-Kampagne „Der Wolf kehrt zurück“
Thomas Pusch, NABU NRW, Sprecher NABU Landesfachausschuss Wolf in NRW

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Wie können Ängste vor dem Rückkehrer Wolf abgebaut werden? Öffentlichkeitsarbeit ist sehr wichtig. Die Menschen müssen informiert sein – nur so kann Unsicherheit, gefühlter Angst oder dem möglichen Fehlverhalten des Menschen begegnet werden.

Vortrag zur Öffentlichkeitsarbeit des NABU NRW von Thomas Pusch:

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Erfahrungen mit der Öffentlichkeitsarbeit von Wald und Holz NRW
Michael Blaschke, Wald und Holz NRW
„Der Wolf wird nicht in Köln, Dortmund oder Gelsenkirchen sein Territorium finden, sondern eher in Pivitsheide oder Ringelstein.“ Öffentlichkeitsarbeit muss insbesondere im ländlichen Raum stattfinden. Eine weitere Veranstaltung in OWL ist in Planung.

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Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW und der NABU NRW arbeiten eng zusammen, um über den Wolf aufzuklären. Hier z. B. beim Herdenschutztag am 21. Mai 2016 im Hammerhof in Warburg.

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Öffentlichkeitsarbeit der Förster und Wolfsberater von Wald und Holz NRW

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Veranstaltungstipp!

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Rückfragen, Erfahrungsberichte, Statements und Lob aus dem Publikum

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„Für die Landwirte, insbesondere die Weidetierhalter wie die Schäfer, ergeben sich aus der Anwesenheit des Wolfes viele Probleme, Ängste, Arbeit und Kosten. Wir dürfen die Sorgen der Nutztierhalter nicht vergessen. Auch Hobbyschäfer müssen entschädigt werden. Seltene Schafrassen werden nicht in großen Schäfereien, sondern von kleinen Hobbyzüchtern gehalten. Wir fordern, dass die finanziellen Mehraufwendungen im Zusammenhang mit der Wiederansiedlung des Wolfes im Rahmen eines Rechtsanspruchs erstattet werden. Und diese Forderung bezieht sich nicht nur auf den Haupt- und Nebenerwerb, sondern auch auf die Einzelschafhaltung. Gerade dieser Personenkreis leistet wertvolle und nachhaltige Arbeit zum Erhalt der vom Aussterben bedrohten Rassen, im touristischen Bereich und zur Bereicherung des ländlichen Raumes. Der Erhalt dieser Form der Schafhaltung ist unverzichtbar und benötigt unter den Bedingungen des Schutzes vor Übergriffen durch den Wolf umfassende finanzielle Unterstützung. Nur wenn die Politik bereit ist, die Kosten der Wolfsansiedlung zu tragen, hat der Wolf eine Chance, gesellschaftlich als Teil der Kulturlandschaft akzeptiert zu werden.“
Ortrun Humpert, Vorstandsvorsitzende des Schafzuchtverbandes NRW e. V.

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Wolfsmanagementplan für NRW – Handlungsleitfaden für den Umgang mit einzelnen, durchziehenden Wölfen
Dr. Matthias Kaiser, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen

Das LANUV stellt den im April veröffentlichten Wolfsmanagementplan NRW vor.

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Erfahrungen aus dem Monitoring in NRW: Bei 22 Nutztierrissen konnte 6 Mal ein Wolf nachgewiesen werden.
14 Vorfälle erwiesen sich als falsch. Von den 62 Sichtungen konnten 3 als C1-Nachweis gewertet werden, 39 als C3-Nachweis und 14 waren falsch. Nur 9 der 110 Meldungen aus dem Monitoring konnten als C1-Nachweis bestätigt werden.

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Aktueller Stand Wolfmanagement in NRW

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Abschließende Podiumsdiskussion mit (von links):

  • Dr. Matthias Kaiser, LANUV NRW
  • Ortrun Humpert, Schafzuchtverband NRW
  • Josef Tumbrinck, NABU NRW
  • Gesa Kluth, LUPUS
  • Gregor Klar, Landesjagdverband NRW
  • Adalbert Niemeyer-Lüllwitz, NUA NRW

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Der frühzeitige Dialog zwischen allen Beteiligten bevor die ersten Wölfe in NRW sesshaft werden, wird die Zusammenarbeit erleichtern, wenn NRW Wolfsland wird. Vertreter des Schafzuchtverbandes, der Jagd, aus Naturschutz und Forst sind seit Jahren in engem Kontakt und führen einen regen Austausch zum Wolf.

Der NABU NRW startet ab Oktober 2016 landesweit ein zweijähriges Umweltbildungsprojekt zum Wolf.
Eine Wanderausstellung wird durch NRW touren und unter anderem in den 11 NABU-Partnerzoos gezeigt.
Schulungen, Vorträge und Schulprojekte begleiten das Projekt.

Zudem wird es einen Wolfsfond vom NABU geben, der Weidetierhalter finanziell unterstützt.

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) arbeitet unterdessen an einer Förderrichtlinie für Tierhalter.

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Umfangreiches Informationsmaterial stand allen Teilnehmern der Fachtagung an unserem Infostand zur Verfügung.

Vielen Dank für Ihre Teilnahme und Ihr Interesse.